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Liebe Leser,

da ich vor ein paar Tagen im Wilber-Forum der Connection einen recht ausführlichen Beitrag zu dem Thema „Wert und Gefahren von Typologien“ eingestellt habe und dieser auch allgemein für „Nicht-Wilber-Kenner“ interessant sein könnte, poste ich ihn hier auch dem Blog:

 

Hallo Oliver,

 

danke für Deine Frage im Forum. Ja, das mit den Typologien kann schon manchmal verwirrend sein, deshalb hier eine ausführlichere Antwort, die allgemein auf Typologien eingeht:

 

Zur Beginn erstmal noch mal eine kurze grundsätzliche Erläuterung der Bedeutung von Typologien bei Wilbers Integralem Modell.

 

Typologien sind eine von 5 Hauptelementen des Integralen Modells (die anderen sind die vier Quadranten, die Bewusstseins-Ebenen, die Bewusstseins-Zustände und die Entwicklungslinien).

Typologien beschreiben typische Eigenschaften (meist von Individuen), die sie mehr oder weniger über die ganze Entwicklung hinweg charakterisieren. Dabei können sich die „Typen“ natürlich durchaus über die Bewusstseins-Ebenen hinweg entwickeln. Dennoch bleibt der „Grundgeschmack“ einer typischen Eigenschaft erhalten, zeigt sich auf den verschiedenen Ebenen aber unterschiedlich in abgewandelter Funktion.

Hier ein praktisches Beispiel in der Kombination von moralischer Entwicklung und der simplen Typologie männlich/weiblich:

 

Die moralisch-ethische Entwicklung nach dem Integralen Modell (angelehnt an die Moraltheorie von Lawrence Kohlberg) geht über folgende Bewusstseins-Ebenen (oder auch Stufen genannt):

 

1.          präkonventionell - egozentrischen, kreist um das eigene Ich

2.          konventionell - ethnozentrisch, kreist um das „Wir“ der eigenen Bezugsgruppe

3.          postkonventionell -weltzentrisch, umfasst das „Wir alle“ der gesamten Menschheit

4.          integriert oder auch „transzendent liebend“ - umfasst „das Wir aller Wesen aller Ebenen“, allumfassendes Mitgefühl (Karuna)

 

Alle Menschen durchlaufen diese Stufen und der „Kreis unseres Mitgefühls“ erweitert sich auf diese Weise (das wäre eine Entwicklung über die Ebenen hinweg)

 

Die feministische Ethikerin Carol Gilligan stellte Untersuchungen an, bei der sie feststellte, dass diese Stufen von Männern und Frauen jeweils auf eine für das Geschlecht typische Weise erlebte und ausgedrückt werden: Männer betonten bei ihren moralischen Urteilen eher Werte wie Autonomie, Rechte und Gerechtigkeit. Die moralischen Urteile der Frauen beruhen gründen sich eher auf Beziehungen, Fürsorge und Verantwortlichkeit beruhte.

Hier ein kurzes Zitat von Wilber, der die Typologie Männlich/Weiblich beschreibt (natürlich nur grob, die Gender-Debatte muss natürlich viel umfassender sein und sowohl genetisch-physiologische Faktoren, psychologisches Erleben, Einflüsse von gesellschaftlichen Werten und Strukturen einbeziehen, was Wilber an anderen Stelle auch macht):

„ Männer neigen zum Tun; Frauen eher zu Gemeinschaft. Männer richten sich nach Regeln; Frauen orientieren sich an Kontakten. Männer schauen; Frauen berühren. Männer neigen zum Individualismus, Frauen zu Beziehungen. Eine von Gilligans Lieblingsgeschichten: Ein kleiner Junge und ein Mädchen spielen zusammen:

Sagt der Junge: »Lass uns Seeräuber spielen!« Sagt das Mädchen: »Lass uns spielen, dass wir Nachbarn sind.« Der Junge: »Nein, ich will Seeräuber spielen!« »Na gut, dann spielst du einen Seeräuber, der nebenan wohnt.«

 

Über die Gefahr, die in jeder Anwendung von Typologien liegt, schreibe ich gleich noch etwas, aber offensichtliche, typische Unterschiede auf der Erscheinungsebene des Seins zu übersehen, kann zu einer naiven und gleichmacherischen Weltsicht führen. Und es liegt ein Wert in der Beschäftigung mit Typologien. Manchmal kann es ungeheuer befreiend sein, bestimmte Typen zu erkennen, besonders dann, wenn man sich zum Beispiel selbst unbewusst mit einem Typ identifiziert und denkt, dass eigene Sein mit diesen typischen Merkmalen wäre die ganze Wirklichkeit. Wenn man dann erkennt „Aha, es gibt auch andere Typ-Strukturen als meine“, befreit  die einen aus einer unbewussten Einseitigkeit und erweitert den Kreis der Wahrnehmung und der Einfühlung in sich selbst und andere erheblich. Wenn ich beispielsweise weiß, dass viele meiner eher männlichen Erlebens- und Verhaltensweise sich von weiblichen erheblich unterscheiden, werde vielleicht ich offener, die weiblichen Erlebens- und Verhaltensweisen zu erkunden und mich einzufühlen. Darin liegt der Wert von Typologien, mit ihnen kann ich mich aus unbewussten Mustern befreien.

 

Natürlich gibt es auch große Gefahren in der Beschäftigung mit Typologien. Wir können sie leicht wieder dazu benutzen für uns selbst und andere Leiden zu erschaffen. Zum Beispiel in dem wir sie zu einer absoluten Wahrheit erhöhen (wir vergessen, dass es nur ein Landkarte und nicht die Landschaft darstellt). Dann halten wir vielleicht  an einer bestimmten Typologie fest. Daraus resultiert dann eine trennende Weltsicht. Wir halten bestimmte Typen für besser oder wertvoller als andere. Wir benutzen Typologien um zu projizieren und andere (oder uns selbst) abzuwerten: „Du bist doch so ein Typ (Löwe, Choleriker, Enneagramm-Typ 8), deshalb bist Du so komisch!“ Jede Typologie braucht einen sehr achtsamen Umgang. Man sollte sich bewusst sein, wofür man sie gebrauchen will. Man kann sie für Selbst-Reflexion benutzen, aber sie andere „um die Ohren zu hauen“ wird schnell zu einem Missbrauch.

 

Zurück zu der Verwirrung. Es gibt natürlich sehr, sehr viele Typologien im psychologisch-spirituellen-heilerischen Bereich. Die meisten sind wissenschaftlich  nicht anerkannt. Typologien können sich eher an äußeren Eigenschaften (Quadrant III und IV) oder eher an innerem Erleben (Quadrant II und III) orientieren oder manchmal alle Quadranten umfassen.

 

Neben einer Gender-Typologie ist vielleicht die bekannteste (und auch wissenschaftlich am besten erforschte) Typologie die von Introversion und Extraversion. Sie zielt auf Persönlichkeitseigenschaften ab, die durch die Interaktion mit der Umwelt charakterisiert werden. „Er ist ganz schön introventiert“ Darunter können sich viele Leute schnell etwas vorstellen.

 

Weithin bekannt ist wohl auch das Persönlichkeitsmodell der Temperamentenlehre, die auf der Säfte-Lehre (einer schon in der Antiken aufkommenden Medizin-Theorie) beruht und vier Haupttypen kennt: Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker und Choleriker. Hier kann man auch Bezüge zur der Fünf-Elementen-Lehre der traditionelle chinesischen Medizin ziehen.

 

Und es gibt noch unzählige andere Typologien aus verschieden Weisheits-Tradition, das kann echt verwirren.

 

Für mich persönlich und meine Tätigkeit als spiritueller Begleiter (auch in der Bodhisattva Schule zusammen mit meiner Partnerin Padma)  habe ich für die Bewusstseinsebenen, für die eine Typologie hilfreich ist, eindeutig einen Vorzug zu der Typologie des „Enneagramms“ (das Du ja in Deiner Frage auch erwähntest).  Dabei ist es mir allerdings sehr wichtig, dass beim Enneagramm auch die spirituelle Dimension des absoluten Bewusstseins eingebunden wird, wie es zum Beispiel Eli Jaxon-Bear tut (Buchempfehlung: „Das spirituelle Enneagramm“). Dabei wird auch immer wieder dazu ermutigt, die absolute Dimension reinen Gewahrseins ganz direkt zu erfahren. Auf dieser Ebene wird jede Typologie ungültig, da wir uns als ungetrenntes, eigenschaftsloses Bewusstsein erfahren. Und genau diese direkte Erfahrung unterstützt es dann, auf der relativen Ebene der Erscheinungen, uns von den Mustern unseres Körper-Seele-Geist-Mechanismus weiter zu de-identifzieren, sie zu lösen und auch zu transzendieren.

 Das Enneagramm der Befreiung - Padma Wolff

So ist für mich das Enneagramm ein sehr wertvolles Instrument, um oft unbewusste Identifikationsmuster aufzudecken und zu lösen. Es beschreibt unter Einbeziehung zahlreicher Elemente (charakteristische Haupteigenschaften, Kommunikationsmuster Leidenschaften, Sprachstil, Idealisierungen, vermiedene Gefühle, Abwehrmechanismen, Strukturen der animalischen Triebe… u.a. ) wie Identifikations- und Leidesmuster entstehen und aufrecht erhalten werden. (siehe auch die Grafik mit den „archteypischen Klischees“ des Enneagramms).

 

Dann regt es durch die Bewusstwerdung und die Ermutigung zum direkten Erleben an, sich aus den gewohnheitsmäßigen Mustern zu lösen und die transzendenten Bereiche des eigenen Charakters, die ein klarer Ausdruck der absoluten Seinsebenen sind, zu erleben und im eigenen Leben erstrahlen zu lassen.

 

Wenn ich hier so begeistert vom Enneagramm schreibe, heißt das nicht, dass ich andere Typologie ablehne oder sie nicht wertvoll finden. Aber ich habe keine andere Typologie gefunden, die so detailliert und rückhaltlos die typischen Strukturen unseres Egos aufdeckt und löst (wenn man bereit ist, sich auf das direkte Erleben einzulassen).

Deshalb ist es auch ein wesentlicher Teil der Ausbildung in unserer Bodhisattva Schule.

 

Ich hoffe die Beantwortung der Frage hat Dir etwas weiter geholfen. Letztlich kannst Du ja nur selbst herausfinden, welche Typologie für Dich nützlich und befreiend wirkt. Ich würde auch zu einer Art rhythmischen Wechsel zwischen Phasen der Beschäftigung mit einer Typologie und Phasen des totalen Loslassens aller Kategorisierungen raten. Dann vermeidest Du das Extrem „auf einer Seite stecken zu bleiben“ und kannst sowohl den Wert von Typologien, als auch den Wert dessen entdecken, was unser aller liebster Typ ist: stilles, regloses Bewusstsein. ;-)

 

Torsten  

 

Wenn es interessiert:

Ab Ende August gibt es einen neuen Grundkurs der Bodhisattva Schule www.bodhisat.de und meine Partnerin Padma Wolff bietet Enneagramm Seminare (nach dem Ansatz Eli Jaxon-Bears an) www.sevaa.de. Ennegaramm Seminaredirekt bei Eli Jaxon Bear: www.leela.org

 

Von der Bodhisattva Schule gibt es jetzt übrigens auch eine eigene Facebook-Seite: https://www.facebook.com/BodhisattvaSchule

 

 

 

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Posted by on in Wolf Schneider

Mein erster Blog in diesem neuen Format ... mal sehen, ob das alles klappt ...

Als aktuellen Anlass nehme ich eine Stelle aus dem gerade erschienenen Heft von »Tattva Viveka« (Titelthema »Keine Angst vor Sekten«), ein Zitat von meinem Freund und Kollegen Ron Engert, dem Herausgeber und Inhaber dieser Zeitschrift. (Wir haben seit vielen Jahren Abotausch und treffen uns auch dann und wann, auf der Buchmesse oder auf Konferenzen). Er hat dort das Buch »Erleuchtung – Phänomen und Mythos« rezensiert, das auf 700 Seiten mehr als 40 Beiträge von sogenannten »Erwachten« aus der Satsang-Szene zusammenfasst. Ein Buch, das Katharina Ceming bei uns sehr positiv rezensiert hat. Ron aber hat dazu gemischte Gefühle: 

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